Christian Littmann ist Fachmann für Ackerbau-Kulturen, an die sich nur die Wenigsten rantrauen. Der Pflanzenbau-Chef der Erzeugergemeinschaft Fürstenhof hat bereits 2012 die exotische Sojabohne auf die Felder Mecklenburg-Vorpommerns geholt, 2021 Kichererbsen – in dieser Saison pflanzt er mit seinem Team im Peenetal erstmalig Körnerhirse an – in Deutschland noch ein Exot, der eher in Afrika, Zentralamerika und Asien angebaut wird. Feuchtkaltes, „typisch norddeutsches“ Wetter bekommt den wärmeliebenden Exoten nicht gut, die Aussaat ist deshalb erst spät im Jahr. Alles ist neu, es gibt keine Erfahrungswerte für die Region, die Öko-Landwirte müssen sich auf Lehrbuch-Angaben verlassen. Werden Vögel die Körnerhirse vor der Ernte wegknabbern oder Wildschweine großen Schaden anrichten? Welche der 14 neuen Sorten kommt mit dem sandigen Boden und der Witterung am besten klar und vor allem: welche Sorten bringen den meisten Ertrag? Ein spezielles Schneidwerk zum Ernten der Körnerhirse haben sie nicht – klappt es auch mit dem Sonnenblumen-Schneidwerk? Gute Erträge sind bei dem Experiment von Christian Littmann und seinem Team alles andere als sicher. Trotzdem hoffen sie, sich mit dem Anbau von Körnerhirse, Kichererbsen und Soja unabhängig zu machen von Futtermittel-Importen aus dem Ausland. Denn die fast 30 Betriebe der Erzeugergemeinschaft müssen immer noch einen Teil ihres Tierfutters zukaufen für die Produktion von Bio-Hühnereiern und Hähnchenfleisch. Ihr Ziel: die Hühner möglichst bald zu 100 Prozent mit selbst-produziertem Futter „made in Mecklenburg-Vorpommern“ zu versorgen.
Autor: Mario Göhring