Von wegen „Durchatmen zum Jahresende“: zwischen Weihnachten und Neujahr boomt der Tourismus auf Deutschlands Lieblingsinsel Sylt. Die Einheimischen müssen sich um den kurzfristigen Gäste-Ansturm kümmern. Denn trotz des eisigen Windes findet man jetzt an der Nordseeküste Ruhe und Entspannung und: wegen der besonders hohen Wellen den allerbesten Zeitpunkt zum Wellenreiten! Die Sylter Jungs Noah (10) und Jonathan Boockhoff (13) nutzen in den Winterferien jede freie Minute zum Wellenreiten vor der eigenen Haustür. Für Erwachsene kein Problem: bei drei Grad Wassertemperatur schützen extra-dicke Neoprenanzüge – die aber gibt es für Kinder nicht… Trotzdem nehmen die beiden auch bei Eiseskälte den Kampf mit dem „blanken Hans“ auf – Training für die nächsten Deutschen Meisterschaften. Bei guten Bedingungen treffen sie am Strand von Westerland manchmal sogar noch eine Handvoll anderer hartgesottener Wellenreiter, Kite-Foiler und Stand Up-Paddler. Auf dem Wohnmobilstellplatz in den Hörnumer Dünen ist nochmal Hauptsaison, alle 32 Stellplätze sind zur Jahreswende ausgebucht, z.T. schon ein Jahr vorher reserviert. Bevor die Wohnmobilisten mittags anreisen, kümmert sich Platzwart Dieter Mordhorst ums WLAN und legt die Umschläge mit den Chipkarten fürs Sanitätsgebäude bereitet. 14,- € pro Nacht fürs Wohnmobil plus 6,- € pro Person – günstiger kann man auf der Nobel-Insel nicht wohnen. Allerdings gibt es hier weder Kiosk noch Imbiss - das machen nur Stammgäste mit oder eingefleischte Naturliebhaber, vor allem die mit Hund. Noch vor Sonnenaufgang bereitet Maurice Morell an der Mini-Imbissbude „Sylter Suppen“ in List seine Eigenkreationen zum „Aufwärmen von Innen“ vor. Kartoffel-Möhren-Kokos-Suppe, Linsensuppe und Lauch-Cremesuppe sind nach dem kräftezehrenden Strandspaziergang sehr beliebt, vor allem „Genießertypen“ gehören jetzt zur Kundschaft, erzählt er. Doch ausgerechnet heute gibt es eine Unwetterwarnung: Sturmböen der Stärke 9. Der früherer PR-Berater muss seinen kleinen, leichten Küchenwagen vorsichtshalber mit Spanngurten sichern. Etwa 30 Suppen-Portionen hat er heute vorbereitet, aber: werden überhaupt Kunden kommen bei dem Schietwetter? Autor: Mario Göhring