Es ist das einzige Mal im Jahr, dass in vielen Dörfern Feuer gemacht werden darf und für zahlreiche Sylter sogar das wichtigste Fest des Jahres: die Biike – friesisch für „Feuerzeichen“. 

Nach einem kurzen Winterschlaf im Januar, in dem das vom Tourismus geprägte Inselleben etwas zur Ruhe kommt, ist das traditionelle Biikebrennen am 21. Februar das letzte besinnliche Zusammenrücken der Sylter und gleichzeitig der Startschuss für die neue Saison. Denn das Feuerspektakel lockt inzwischen auch zahlreiche Besucher auf die Insel.
Um den Brauch, der seit 2014 offiziell zum immateriellen Kulturerbe gehört, ranken sich viele Geschichten. So soll er auf Sylt seinen Ursprung haben. Schriftlich erwähnt wurden die nordfriesischen Biiken auf jeden Fall zum ersten Mal im 16. Jahrhundert als germanische Frühlingsfeuer, mit denen der Winter vertrieben und die Götter besänftigt werden sollten.

Als dann im 17. und 18. Jahrhundert zahlreiche Bewohner der Inseln Sylt, Föhr und Amrum als Seefahrer und Walfänger arbeiteten, zündeten die Daheimgebliebenen die Feuer zur Verabschiedung ihrer Lieben.
Daraufhin lag das Brauchtum lange Zeit brach bis zu seiner Wiederbelebung Ende des 19. Jahrhunderts durch den Sylter Chronisten C.P. Hansen. Seitdem stehen die Biiken neben der obligatorischen Austreibung des Winters vor allem für eins: die Zusammengehörigkeit und die Heimatliebe der Friesen. So stimmen die Sylter bis heute am Feuer einmütig die Strophen des Liedes „Üüs Söl’ring Lön“ („Unser Sylter Land“) an und halten feurige Reden auf Friesisch. Anschließend geht man gemeinsam zum Essen, wobei ein Gericht traditionell aufgetischt wird: Grünkohl „mit alles“. Darüber hinaus soll das eindrucksvolle Volksfest aber natürlich auch Touristen auf die Insel locken und nach kurzer Winterruhe so langsam die neue Saison einläuten – schließlich lebt ein Gros der fast 18 000 Sylter vom Tourismus. Mit der Biike wird zudem der Petritag, ein ehemaliger Gerichts- und Tanztag (Petriting) und heute das traditionelle friesische Fest am 22. Februar, eröffnet. Das Event ist für die Sylter jedes Jahr wieder eine logistische Herausforderung – Feuerwehr, Ortsverbände, Köche und Co. sorgen dafür, dass tausende Einheimische und Touristen das friesische Flammenspektakel richtig genießen können. Von den rund neun Biikefeuern mit Standorten in den Dünen, auf frühgeschichtlichen Grabhügeln und in der flachen Marsch, zählt das in Tinnum auf der Tinnum-Burg zu den schönsten und größten.

„Die nordreportage: FEUER FREI für den Saisonstart! – Biikebrennen auf Sylt“ begleitet die letzten Vorbereitungen bis zum Biike-Brennen mit anschließendem Grünkohlessen – einem Sylter Event zwischen friesischer Heimatliebe und touristischer Hochkonjunktur.